Stadträte hatten einen Verbindungsbau als Lösung für Raumproblem vorgeschlagen
Zwar hat die IGS „Regine Hildebrandt“ mit einem Anbau an der Leibniz-Gemeinschaftsschule ein paar Meter weiter jüngst eine Erweiterung bekommen. Doch der Platz reicht offenbar nicht aus. Einen Verbindungsbau zwischen den Bestandshäusern sieht die Stadt aber kritisch.
Mit rund 1100 Schülern ist die Integrierte Gesamtschule „Regine Hildebrandt“ mit Sitz an der Pablo-Neruda-Straße 10 die größte allgemeinbildende Schule im nördlichen Sachsen-Anhalt. Gerade erst wurden weitere Unterrichtsräume in einem Anbau an das für die Gemeinschaftsschule „Gottfried Wilhelm Leibniz“ sanierte Schulgebäude an der Pablo- Neruda-Straße 12 in Betrieb genommen - und doch hat die Schulleitung signalisiert, dass der Platz nicht reicht. Im Stadtrat daher aus den Fraktionen Linke, CDU und SPD die Initiative: Es sollte geprüft werden, ob ein Verbindungsbau zwischen den beiden Stammhäusern der Schule hochgezogen werden könnte. Die Verwaltung hat das Thema geprüft - und sieht für diese Idee keine Chance. Warum dies so ist, war Thema während eines Ortstermins des Schulausschusses.
Warum noch eine Erweiterung gewünscht ist
Torsten Schulz leitet die IGS und erläuterte: „Als die Schule im Jahr 2009 saniert wurde, war die Rede von einer Vierzügigkeit.“ Das bedeutete, dass 56 Unterrichtsräume eingerichtet wurden. Nur gibt es an der Integrierten Gesamtschule inzwischen fast durchgängig eine Siebenzügigkeit. Mit der Erweiterung um den Anbau an der Leibnizschule wurde zwar die Zahl der Räume um acht erhöht. Bei der gängigen Rechnung, dass pro Klasse statistisch anderthalb Räume benötigt werden, fehlen bei derzeit 46 Klassen immer noch Unterrichtsräume an den dann erforderlichen 69. Und nicht nur das: Auch an einem großen Raum fehlt es. Die Schule verfügt über keinen Raum, der für eine Schulversammlung genutzt werden könnte. Und selbst ein Elternabend für eine Klassenstufe mit rund 180 Gästen ist nicht machbar, und die Dienstberatung mit 120 anwesenden Kollegen ist allenfalls mit sehr viel gutem Willen im größten Raum der Schule denkbar. Einen Aufenthaltsraum für Schüler bei Regenpausen oder vor dem Beginn des Unterrichts - einige von ihnen kommen aufgrund weiter Schulwege deutlich vor Unterrichtsbeginn auf das Gelände - gibt es auch nicht.
Was die Doppelschule von anderen unterscheidet
Und die benachbarte Turnhalle? Chris Wasser vom Kommunalen Gebäudemanagement erinnert daran, dass bei der Sanierung diese als Aula-Ersatz eingeplant wurde. Torsten Schulz winkt ab: Diese Halle wird für den Schulsport und ab 17 Uhr für den Vereinssport benötigt. Es gebe auch keine Lagerräume für die Ausstattung zum Umbau der Sport- in eine Veranstaltungshalle - und Personal, das diese Aufgabe bewältigen könnte, schon einmal gar nicht.
Ein Verbindungsbau also zwischen den beiden Stammhäusern, in dem sich dank neuer Räume für die Verwaltung auch Arbeitswege und Arbeitsbedingungen für das Kollegium verbessern würden? Magdeburg - so die Argumentation der Befürworter einer solchen Idee - habe es ja an anderen Stellen vorgemacht, dass eine solche bauliche Variante das Problem lösen kann: Dem Geschwister-Scholl-Gymnasium wurde bei dessen Sanierung ein Verbindungsgebäude spendiert, und zuletzt hat das Edithagymnasium ein Foyer samt Aula als Anbau für seine frisch sanierten Gebäude bekommen. Hier ist es an Hagen Reum, Leiter des Kommunalen Gebäudemanagements, abzuwinken: Die Situation an diesen Schulen sei eine völlig andere. Unter anderem gibt es zwischen den beiden Häusern der IGS „Regine Hildebrandt“ einen leichten Höhenunterschied, der in einem Verbindungsbau nur aufwendig aufgefangen werden könnte. Vor allem aber stehen die Schulen des Typenbaus gegeneinander, anders als bei den beiden genannten Gymnasien, gedreht. Wenn es sich also um einen echten Verbindungsbau handeln soll, der die beiden Gebäude auch durch Gänge verbinden soll, dann würden durch bisherige Unterrichtsräume Flure gelegt werden müssen. Und das wiederum würde dazu führen, dass diese für den Unterrichtsbetrieb verloren gingen - was ganz im Gegensatz zum Ansinnen des Zwischenbaus stünde. Es müsste also ein extragroßer Anbau geschaffen werden, um diese Raumverluste auszugleichen - angesichts hoher Baukosten und kritischer Blicke der Kommunalaufsicht angesichts leerer Kassen ein überaus ehrgeiziges Vorhaben.
Die Schätzung der Bauexperten: Der Zwischenbau würde rund 3,3 Millionen Euro kosten. Bei den jetzigen Baupreisen. Und man liefe Gefahr, Fördergelder für den Anbau an die Leibnizstraße zurückzahlen zu müssen - wenn nämlich die Räume dort nicht mehr als Unterrichtsräume für die IGS genutzt würden, wie es im Antrag auf Fördermittel festgehalten wurde.
Doch wie kann es jetzt weitergehen? Die Initiatoren des Prüfauftrags haben ihr Ansinnen erst einmal zurückgestellt. Mit den neuen Erkenntnissen vom Kommunalen Gebäudemanagement soll der Antrag noch einmal qualifiziert werden. Man wird sich wohl nicht mehr auf einen Verbindungsbau als Lösung des Raumproblems der Schule festlegen. Denkbar wäre auch, sich nicht allein auf die Schule zu fokussieren, eher eine Art Schulcampus zu schaffen, der bis in den Stadtteil ausstrahlt.
Kerstin Richter, Leiterin des Fachbereichs Schule und Sport, skizzierte derweil kurz- und mittelfristige
Lösungsvorschläge. Ohnehin werde die IGS zum Beispiel bei der Digitalisierung umfangreich unterstützt. Für den Raumbedarf sollte die neue TuS-Sporthalle, für die die Planungen laufen, die auch für den Schulsport genutzt werden soll, multifunktional nutzbar gemacht werden. Zudem soll die Überdachung auf dem Weg zwischen den beiden Gebäudeteilen, an dessen Stelle der Verbindungsbau ins Gespräch gebracht worden war, vergrößert werden.
(Quelle: Volksstimme, 18.02.2022)
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