Verspäteter Saisonstart: Sportanlage in Nord kann wieder öffnen / Zwei Monate Umsatzverlust durch Corona-Krise
Das Coronavirus macht auch den Betreibern der Wasserski-Anlage am Neustädter See zu schaffen. Dabei kann man dort kaum mehr Abstand bei einer Sportart einhalten.
„Mehr Abstand als bei uns geht doch gar nicht“, scherzt Jacqueline Böhlecke. Schließlich liegen gut 90 Meter zwischen den einzelnen Bügeln der Wasserski-Anlage. Dennoch dürfen maximal 20 Personen gleichzeitig durch das Wasser pflügen beziehungsweise am Steg auf ihren Einsatz warten. Die Einschränkungen wegen des Coronavirus lassen zwar die Öffnung des „Cable Island“ mittlerweile zu, erschweren aber den normalen Betrieb.
Seit Freitag können die Wassersportler wieder ihre Runden drehen. Unter der Woche gibt es für sie zwei Zwei-Stunden-Slots am Nachmittag, für die man sich einen Tag vorher anmelden muss. Am Wochenende gibt es zwei Zeiträume mehr, die zur Verfügung stehen. „Wirtschaftlich ist das nicht“, sagt Betreiber Carsten Böhlecke.
„Erst die Algen, jetzt Corona – das ist schon deprimierend“, erklärt seine Frau Jacqueline, mit der er die Anlage im Jahr 2005 übernommen hatte. Denn in den vergangenen beiden Jahren hatten sie schon mit dem negativen Image des Neustädter Sees zu kämpfen, nachdem dort auch die gesundheitsgefährdenden Blaualgen festgestellt worden waren. „Nur bei uns waren die gar nicht, sondern auf der anderen Seite des Sees“, sagt Carsten Böhlecke. Bei ihnen sei die Wasserqualität vollkommen in Ordnung gewesen. Die Besucher blieben trotzdem weg.
Nun hat das Coronavirus den diesjährigen Saisonstart an der Wasserski-Anlage vermiest. Eigentlich wäre bereits ab April geöffnet gewesen, doch die Beschränkungen der Landesverordnung ließen das nicht zu. Zwei Monate Umsatz fehlen nun, die wie in der Gastronomie nicht später irgendwann wieder in die Kasse kommen, erinnert Jacqueline Böhlecke.
„Eigentlich wollten wir in diesem Jahr investieren, unter anderem den Steg erneuern“, sagt sie. Das liegt nun erst mal auf Eis. Die Hoffnungen ruhen jetzt auf einem perfekten Sommer, damit die Verluste halbwegs ausgeglichen werden. „Wird es eine verregnete Saison, wird es schwierig“, sagt sie und zeigt sich optimistisch: „Unsere Sommerferienkurse finden auf jeden Fall statt.“
Dabei kommt der Hauptverdienst der beiden gar nicht aus dem Betrieb der Wasserski-Anlage. „Gut 80 Prozent unserer Umsätze machen wir mit Veranstaltungen“, erklärt die Betreiberin, „wir waren gut ausgebucht.“ Bis zu 2000 Personen werden dabei betreut. Die meisten Termine wurden aber längst storniert, einige konnten auf das kommende Jahr verschoben werden. Auch Veranstaltungen, die erst im Herbst stattfinden sollten, wurden abgesagt, weil niemand weiß, wie sich bis dahin die Situation entwickelt, sagt der „Cable Island“-Chef.
Neben Wasserski und Wakeboard gibt es die Möglichkeit zum Beachvolleyball und zwei Sandstrände. Natürlich gelten die üblichen Regeln: Abstand halten, Hände desinfizieren. Maximal 250 Personen dürfen auf die gesamte Anlage. „Wir sind für die Einhaltung zuständig und versuchen, immer hinterher zu sein“, sagt Jacqueline Böhlecke. Wenn dann an den vielen wilden Badestellen nördlich der Anlage die Menschen dicht an dicht liegen und das niemand kontrolliert, sorge das für Unverständnis.
(Quelle: Volksstimme, 03.06.2020)
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