Der Zoo in Zahlungsnot

Millionenschwere Teuerung beim Bau bringt Probleme / Stadtrat soll Extrazuschuss über 1,35 Millionen Euro gewähren

Der Bau des Elefantengeheges Africambo II, der neuen Zoogastronomie und der Umbau des Dickhäuterhauses sind teurer ausgefallen als geplant. Die Liquidität des Zoos ist in Gefahr.

Die Zoogesellschaft ist in Zahlungsschwierigkeiten. Auf seiner Novembersitzung soll der Stadtrat einen zusätzlichen Betriebskostenzuschuss in Höhe von 1,35 Millionen Euro zur Auszahlung 2017 bewilligen. Der geplante Zoo-Zuschuss aus der Stadtkasse (4 Millionen Euro) würde damit auf 5,35 Millionen Euro anwachsen. Zusätzlich soll der Zoo eigenes Einsparpotenzial in Höhe von mindestens 400 000 Euro bis 2021 erschließen, um seine Lage zu stabilisieren. Das geht aus einem druckfrischen Beschlusspapier der Stadtverwaltung hervor, das gestern die Magistratsrunde beim Oberbürgermeister passierte und im Anschluss öffentlich wurde.

Hintergrund der Geldnot im Zoo ist die Verteuerung mehrerer Bauprojekte, insbesondere des zwischen 2015 und 2017 errichteten neuen Elefantengeheges Africambo II (geplant für 6,4 Millionen Euro). „Nach heutigem Stand“ sei für die im Juni eröffnete Anlage mit Mehrkosten in Höhe von knapp 1,1 Millionen Euro zu rechnen, heißt es in der Begründung zum Beschlusstext. Teurer als geplant sei auch der Bau der neuen Zoogastronomie (plus 315 000 Euro) und der Umbau des Dickhäuterhauses (plus 240 000 Euro) ausgefallen.

Das Finanzdezernat erachtet den Extrazuschuss über 1,35 Millionen Euro als erforderlich, „um die Liquidität der Gesellschaft bis zum Jahr 2021 überhaupt sicherzustellen“. Für eine Liquidität „in auskömmlicher Höhe“ seien zusätzliche Spar- oder Mehreinnahme-Anstrengungen des Zoos nötig.

Zoodirektor Kai Perret bestätigte gestern auf Volksstimme-Nachfrage die wirtschaftlich brenzlige Lage, beschwichtigte aber: „In diesem Jahr brennt erst mal gar nichts an, weil wir vorsorglich Projekte verschoben haben.“ Die Mehrforderungen von am Bau beteiligten Firmen lägen vor, der Zoo sei aber nicht ohne weiteres bereit, sie zu begleichen. „Wir streiten vor Gericht. Wenn wir obsiegen, wird das Geld über verminderte Zuschüsse an den Zoo an die Stadt zurückfließen“, so Perret.

Gelassen klingt der Zoodirektor nicht bei der Beschreibung der Lage, auch wenn er versichert, dass kein Zoofreund mit der Schließung der Anlage oder einer exorbitanten Erhöhung der Eintrittspreise zu rechnen habe. „Wir kämpfen auch noch mit den Sturmschäden vom Juni in Höhe von rund 200 000 Euro und dem damit einhergehenden Verlust von rund 25 000 Besuchern durch die zweiwöchige Zooschließung – und das kurz nach der Africambo-Eröffnung.“ Obendrein ist der 300 000-Euro-Zuschuss aus Barleben bis heute nicht geflossen, obwohl das Landgericht die inzwischen klamme Gemeinde zur Einhaltung ihres Vertrages verdonnert hat.

Perret hofft auf wachsende Besucherströme, den Sieg im Baukostenprozess, Barlebens Einsicht – zunächst jedoch auf finanzielle Nothilfe der Stadt.

In den Um- und Ausbau des Zoos sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten rund 28 Millionen Euro geflossen. Weitere neun Millionen Euro sollen bis 2024 in die Modernisierung der Anlagen fließen.

(Quelle: Volksstimme, 18.10.2017)

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