Kinder des Schulschreiberprojektes haben ihre Texte in einem Buch gesammelt
„Es war einmal Schneewittchen. Plötzlich erschien aus einem Portal ein goldener Bugatti. Aus dem Bugatti kamen die sieben Zwerge. Alle hatten eine Knarre und sagten zu Schneewittchen: Hasta la vista, Baby“, liest Wilhelm Groo (10) mit lauter Stimme vor. Der Text des Viertklässlers mit dem Titel „Es war einmal Schneewittchen“ war nur eine von vielen Geschichten, die am Mittwoch in der Grundschule An der Klosterwuhne vorgelesen wurden. Die Autoren waren nicht etwa erfahrene Schriftsteller, sondern Schüler der dritten und vierten Klasse.
Die Kinder präsentierten vor Eltern und Lehrern das Ergebnis des Schulschreiberprojektes, bei dem eine Gruppe von 17 Grundschülern ein Jahr lang jede Woche gemeinsam mit dem Schriftsteller Reiner Bonack eigene Texte zu verschiedenen Themen und in unterschiedlichen Textformen geschrieben hatten. Die Ergebnisse wurden in dem Buch „Der Löwe im Buchstabenwald“ zusammengetragen, das im Auftrag des Friedrich-Bödecker-Kreises in Sachsen-Anhalt herausgegeben wurde.
Von Quatsch bis Fantasie
„Es ist sehr wichtig, dass Kinder sich so früh wie möglich mit Sprache beschäftigen“, erklärte Schulleiter Torsten Olle. „Ihr müsst den Schalter im Kopf umlegen in Richtung Fantasie und ich finde, das habt ihr mit Bravour gemeistert.“
In ihrer öffentlichen Lesung behandelten die Schülerinnen und Schüler die unterschiedlichsten Themen: Von Gedichten über Fantasietexte und Alltagsbeobachtungen bis hin zu reinen Quatschgeschichten war alles dabei. Leonie Heilmann (9) trug zunächst ein kurzes Gedicht über ihre Katze und einen Text über die chinesische Kampfsportart Wushu vor, bevor sie Geschichten über Kastanienmenschen und eine Fee, die eigentlich eine Hexe ist, erzählte.
„Ich habe auch sonst schon immer sehr gerne geschrieben“, sagte Leonie nach ihrem Auftritt. „Es ist voll schön und aufregend, das alles vor Publikum vorzulesen und meinen Namen in einem Buch zu sehen.“
Der Spaß am Schreiben
Auch Reiner Bonack, der die Kinder über ein Jahr lang betreut hat, zeigte sich stolz auf seine Schulschreiber. „Am Anfang fiel der Einstieg einigen Schülern noch etwas schwer“, erzählte Bonack. „Aber sie haben einfach eine überbordende Fantasie und unfassbar viele eigene Ideen.“ Gleichzeitig erfordere es aber auch Mut, Dinge über sich selbst aufzuschreiben und sie anschließend vor Eltern, Lehrern und Klassenkameraden vorzutragen.
Jule Schiller (10) ließ sich bei ihren Geschichten von ihren Lieblingsbüchern inspirieren: „Ich mag Fantasy-Bücher wie Harry Potter oder die Astrid Lindgren-Romane“, erklärte sie. Ihre Texte handelten von einem Werwolf im Buchstabenwald sowie von einem Monster namens „Grnft“. „Ich mag es einfach, mir selbst Geschichten auszudenken, das macht mir am meisten Spaß.“ Zum Schluss gab es lauten Applaus für die Nachwuchsautoren. „Ich war erst ein bisschen nervös“, gibt Wilhelm Groo zu. „Aber jetzt fühlt sich das Auftreten sehr gut an.“
Das Schulschreiberprojekt wird an der Grundschule mit denselben Kindern und einem anderen Schriftsteller ein weiteres Jahr fortgesetzt. Danach wird sich eine neue Gruppe Schüler an der Herausforderung versuchen. „Es muss kontinuierlich durchlaufen“, betont Schulleiter Torsten Olle. „Nur so können sich die Kinder den Spaß an der Sprache bewahren.“
(Quelle: Volksstimme, 09.04.2016)
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