Fantasiewesen im Wartehäuschen

Jugendliche des „Outlaw“-Projekts gestalten Haltestelle am Neustädter See mit Graffiti

12 Jugendliche haben in dieser Woche das Wartehäuschen an der Haltestelle Neustädter See mit Graffiti gestaltet. Die Schulverweigerer besprühen im Rahmen des „Outlaw“-Projekts zwei weitere Haltestellen im Viertel.

„Geiles Projekt“, sagen Christopher und Jerico und zeigen echten Enthusiasmus für ihre Arbeit. Genau das will das Projekt der „Outlaw“ gGmbH erreichen: Jugendliche, die Probleme in der Schule und/oder zu Hause haben, zu motivieren, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. „Wir wollen ihren Ehrgeiz wecken“, sagt Projektleiterin Mandy Tampe.

Ausleben konnten sie sich jetzt an der wiederaufgestellten Wartehalle an der Haltestelle Neustädter See. Die war im Frühjahr wegen wiederholten Vandalismus abgebaut worden, nach Anwohnerprotesten ließen die MVB und die für die Haltestellen zuständige Firma Ströer sie aber Ende September wieder einrichten. Damit sie nun nicht wieder Ziel von ungewollten Schmierereien wird, durften die Jugendlichen des „Outlaw“-Projekts ran an die Sprühdose.

In einem Workshop in der Vorwoche zeigte ihnen Künstler Pawel Lickas die Grundlagen des Graffitisprayens und ließ sie sich ausprobieren. Der Profi-Sprayer ist angetan: „Sie waren alle jeden Tag gut dabei. Da habe ich schon andere Erfahrungen gemacht.“

Die Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren machten sich dann Gedanken über die Motive, die idealerweise Bezug zum Stadtteil Neustädter See haben sollten. Einigen Bildern wie den Hochhäusern oder dem Lindwurm gelingt das zwar besser als anderen. Am wichtigsten sei jedoch die Wertschätzung, die die Jugendlichen durch die Aktion erfahren, betont Mandy Tampe.

Für Enrico zeigt das Projekt sogar einen möglichen Berufsweg auf. Er schwärmt von den Werken professioneller Sprayer, die man überall in der Stadt sieht, und findet Gefallen daran, selbst die Dose in die Hand zu nehmen. „Das begeistert mich schon“, sagt er.

Für die 20-jährige Deniz ist die Graffiti-Aktion eine tolle Chance. „Da kann man zeigen, was man drauf hat“, sagt sie, während sie ihre braunhaarige Fantasiefigur fertig sprüht. „Und wir verschönern die Haltestelle, das sieht doch besser aus als das eklige Gekrakel vorher“, sagt sie stolz.

Streetworker Torsten König vom städtischen Jugendamt hatte die „Outlaw“-Jugendlichen ins Boot geholt, als die Idee der Gestaltung für die Wartehalle aufkam. Mandy Tampe freut sich darüber: „Wir wollen den Jugendlichen die Gelegenheit geben, die eigene Umgebung mitzugestalten und sich mehr mit dem Stadtteil zu identifizieren.“

Das funktioniert: Christopher freut sich schon darauf, in den Weihnachtsferien „seine“ Haltestelle am Krähenstieg besprühen zu dürfen. In den Winterferien kommen dann die Wände der Haltestelle am Neustädter Platz hinzu. Diese werden allerdings im MVB-Betriebshof gestaltet, damit die Bedingungen nicht so schlecht werden, wie in den vergangenen drei Regentagen. Teilweise unter einer Plane wurde die Außenwand der Wartehalle besprüht. Dort wird nach einem Anwohnerhinweis geprüft, ob der Platz der Seitenwand noch getauscht wird, wie MVB-Sprecher Tim Stein informierte.

(Quelle: Volksstimme, 13.10.2016)

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