Das Aus für die Victor-Jara-Platte

Abriss für 200 Wohnungen im Stadtteil Neustädter See / Verträge verhindern Asyl-Nutzung

Der Abriss der Victor-Jara-Straße 6 bis 10 hat begonnen. In wenigen Monaten wird der Plattenbau im Stadtteil Neustädter See verschwunden sein. Einen Aufschub aufgrund der aktuellen Unterbringungsschwierigkeiten für Flüchtlinge gibt es nicht.

Angekündigt wurde er bereits vor zwei Jahren, nun wird er auch umgesetzt: der Abriss von fünf Hauseingängen an der Victor-Jara-Straße. Die Fenster sind bereits raus, das Gelände ist weiträumig abgesperrt. Als Grund für den lange geplanten Rückbau der „Platte“ führte die Wohnungsbaugenossenschaft „Otto von Guericke“ damals wirtschaftliche Abwägungen an. Eine Sanierung des 40 Jahre alten Blocks hätte 8,5 Millionen Euro gekostet, für eine bloße Instandhaltung war die Bausubstanz zu marode. Deshalb nun also der kostengünstigere Abriss.

Angesichts der akuten Notlage der Stadtverwaltung, jeden Monat Hunderte Flüchtlinge unterzubringen, erscheint die Wegnahme von 200 Wohnungen widersprüchlich. Oliver Hornemann, Vorstand der Guerickegenossenschaft, erklärt auf Volksstimme-Nachfrage, warum es keinen zeitweiligen Aufschub geben konnte, um die Wohnungen übergangsweise für Asylbewerber zur Verfügung zu stellen.

„Der Abriss ist ein lange geplantes Projekt, wir sind vertraglich an Firmen gebunden“, sagt er. Zudem seien die Wohnungen nach 40 Jahren „nicht mehr bewohnbar“ gewesen, wie er weiter beschreibt. „Wir ziehen den Plan durch“, so Hornemann. Fördergelder spielen auch eine Rolle, für den Abriss erhält die Genossenschaft Mittel aus dem Stadtumbau Ost. Gut 700 000 Euro wurden als Zuschuss für die knapp über 1 Million Euro Gesamtkosten beantragt.

Erfahrungen an einem anderen Wohnblock könnten bei den Abwägungen auch eine Rolle gespielt haben. Als Anfang des Jahres in einen Wobau-Block im Bruno-Taut-Ring die ersten Flüchtlinge eingezogen waren, hätte ein Viertel der Mieter des von der Guerickegenossenschaft bewirtschafteten Nachbarhauses ihre Wohnungen gekündigt, sagt Hornemann. Passiert sei seitdem dort aber nichts, Beschwerden habe es keine gegeben.

Es ist nicht der erste Abriss in Nord dieses Jahr: Bereits verschwunden sind die Eingänge Schrotebogen 21/22 am Neustädter See sowie Hans-Grundig-Straße 15/16 im Kannenstieg (beide Wobau). Hier wurden insgesamt über 160 Wohnungen vom Markt genommen.

(Quelle: Volksstimme, 07.11.2015)

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