Vor der Straße sind die Läden dicht

Aldi kehrt Stadtteil Neustädter See den Rücken / Eigentümer gibt Vogelgesang-Schließung Schuld

An der Salvador-Allende-Straße 22 gehen bald alle Lichter aus. Mit Aldi zieht sich der letzte Großmieter zurück. Der Gebäudeeigentümer sieht die geplante Schließung der Straße Am Vogelgesang als Grund.

Wo vor Jahren noch das Leben pulsierte, ist seit einiger Zeit tote Hose. Der Parkplatz am Geschäftshaus Salvador-Allende-Straße 22a/b ist so gut wie leer, ein Second-Hand-Geschäft hält noch die Stellung. Nach der Schlecker-Pleite sind inzwischen auch Friseur, Fleischer und Bäcker ausgezogen. Ende April wird es noch ruhiger werden, dann schließt auch der Aldi-Markt für immer seine Türen. „Dem ist so“, gibt es dazu nur eine knappe Bestätigung aus der lokalen Zentrale in Meitzendorf. Als Grund wird nur eine „Konzernentscheidung“ angeführt.

Michael Freidel, der das Objekt vor über 20 Jahren mit einer Millioneninvestition errichtet hatte, findet dagegen deutlichere Worte für die Ursache des Discounter-Rückzugs. „Es ist glasklar, Aldi hört hier nur auf, weil die Straße geschlossen wird“, erklärt er im Volksstimme-Gespräch. Gemeint ist die Straße Am Vogelgesang, die voraussichtlich noch dieses Jahr im Zuge der Osterweiterung des Magdeburger Zoos geschlossen werden wird. Weil dadurch dann weniger Kunden zum Markt gelangen, macht der die Schotten dicht, ist sich Michael Freidel sicher.


Den eigentlichen Sündenbock sieht der Unternehmer im Rathaus sitzen. Oberbürgermeister Lutz Trümper habe die Straßenschließung gegen alle Widerstände seinerseits und anderer Gegner durchgeboxt. Vor allem wirft er ihm vor, „nicht mit offenem Visier gekämpft“, sondern ihn bis zum letzten Tag hingehalten zu haben. „Ich habe versucht, Aldi mit allen Mitteln zu halten“, sagt er. Weil das Unternehmen aber bis zu 20 Prozent Einbußen durch die Schließung befürchtet, zog es die Reißleine – und sich aus dem Stadtteil Neustädter See zurück.

Stadtteilmanager Marcel Härtel kennt die Gerüchte um den Wegzug seit längerem. Denn bereits als die Diskussionen um die Straßenschließung vor einigen Jahren hochkochten, befürchtete Freidel diese Folge und behielt recht. Für Härtel ist der Weggang vor allem für die Bewohner des benachbarten Altenpflegeheims ein „Schlag ins Kontor“. Sie haben nun weite Wege bis zum Neustädter Platz vor sich. In seiner Bürgersprechstunde habe sich aber bislang noch niemand deshalb gemeldet. Aldi ist bereits der vierte Nahversorger, der in der jüngeren Vergangenheit eine Filiale am Neustädter See schließt. „Dennoch haben wir noch viele Möglichkeiten zum Einkaufen“, schätzt Härtel ein.

Was Freidel mit seinem Objekt in der Salvador-Allende-Straße nun macht, werde das nächste Jahr zeigen. Auch ein Verkauf sei denkbar. „Ich habe das Vertrauen in die Stadtpolitik und die Lust zu investieren verloren“, erklärt er resigniert.

OB Trümper sieht die Vorwürfe gelassen. „Der Stadtrat hat vor Jahren beschlossen, die Straße zu schließen und den Zoo zu erweitern. Es gibt auch Entscheidungen, wo man nicht alle Wünsche erfüllen kann“, kommentiert er Freidels Aussagen nur.

(Quelle: Volksstimme, 31.03.2015)

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